In letzter Zeit habe ich interessante Gelüste und Abneigungen. So hatte ich gestern Lust auf Hühnersuppe und einen Tag in der Küche, was sich vorzüglich trifft. Die Suppe wollte ich dann einkochen, um die Gläser haltbar und sofort griffbereit zu haben. Sicher, einfrieren wäre einfacher, aber erstens ist der Tiefkühler schon halbwegs voll und Platz darin immer rar, und zweitens habe ich besonders bei Hühnersuppe meist ziemlich spontan Lust darauf und kann dann nicht erst warten, bis sie aufgetaut ist. Man muss zwar den Ofen eine ganze Weile laufen lassen (wenn man keinen Einkochtopf hat), aber eine gefrorene Suppe im Topf schnell aufzutauen erfordert auch Energie, und wenn man eine Hühnersuppe selbst kocht, kommt da immerhin immer eine ganze Menge zusammen, sodass es sich wenigstens lohnt. Für ein Glas sollte man den Ofen nicht anheizen.
Ein Suppenhuhn bekam ich leider nicht, also musste ein "Hühnchen" herhalten, immerhin Bio. Etwas kleiner als im Rezept verlangt, aber so passte es wenigstens im ganzen locker in unseren 15L Topf. Gut abgewaschen natürlich. Gemüse drauf, 5L kaltes Wasser drauf, und losgekocht. Den abzuschöpfenden Schaum suchte ich allerdings vergeblich, vielleicht, weil es eben kein Suppenhuhn war?
Das Rezept war übrigens folgendes: https://emmikochteinfach.de/klassische-huehnersuppe/
Die Gläser sterilisierte ich folgendermaßen: Einmachgläser und Deckel bei 150 °C im Ofen fünf Minuten backen.
Praktischerweise hatte ich vorher direkt ein paar neuseeländische Mince Pies gebacken (https://food52.com/recipes/76077-new-zealand-style-beef-cheddar-pies) sodass der Ofen sowieso heiß war. Die Suppe dauerte zu dem Zeitpunkt noch eine ganze Weile, bis sie abgefüllt werden konnte.
Nach zwei Stunden kochen war das Huhn dann so weich, dass es von sich aus zerfiel und ich es kaum aus dem Topf heben konnte, nur in vielen Einzelteilen. Das war ein gutes Zeichen ☺️ das Fleisch fummelte ich mit der Hand von Knochen und Haut ab und sammelte es für die Suppe. Die Brühe wurde durch ein Sieb gegossen und natürlich aufgefangen, das Gemüse war ausgelaugt und konnte weg (hätte man vermutlich noch essen können). Neues Gemüse in die Brühe, 10 Minuten gekocht, Fleisch dazu, fertig.
Als die Suppe fertig gekocht war, füllte ich sie durch den Einmachtrichter in die Gläser, um den Rand nicht zu beschmutzen. Dann setzte ich die Deckel auf: Weckdeckel mit Gummiring und Klammern, Schraubdeckel schraubte ich fest zu. Wir waren uns da erst nicht sicher, ob die Deckel nur locker aufliegen sollten oder fest zugeschraubt werden sollten, aber Matthias meinte nach kurzer Recherche eine Quelle gefunden zu haben, die von zuschrauben sprach.
Die Gläser stellte ich dann auf ein mit heißem Wasser gefülltes Backblech auf der untersten Schiene des Ofens. Auf dem Backblech im Wasser lag noch ein Geschirrtuch, angeblich dass die Gläser nicht so klappern. Ob das nötig ist, weiß ich nicht, aber es hat tatsächlich nichts geklappert.
Dann stellte ich den Ofen auf 175°C bis der Inhalt der Gläser anfing zu blubbern (das dauerte eine ganze Weile, obwohl der Inhalt ja schon heiß war), und reduzierte die Temperatur dann auf 150°C und setzte den Timer auf 90 Minuten. Nach den 90 Minuten nahm ich die Gläser aus dem Wasserbad und stellte sie auf ein Handtuch auf einem Brett zum Abkühlen. Kurze Zeit später begannen die Schraubdeckel nach innen zu ploppen: das Vakuum bildete sich. Bei allen bis auf einem hat das funktioniert.
Da das Huhn eiweißhaltig ist, soll ich das nach mindestens 24, besser 48 Stunden nochmal wiederholen. Dabei werde ich das undichte Glas einfach nochmal mit reinstellen und gucken, ob sich dann das Vakuum bildet. Und wenn nicht haben wir schon ein Glas, das wir direkt öffnen können um zu gucken, ob das Gemüse nun völlig zerkocht ist oder nicht.
Glücklicherweise blieben nach dem abfüllen der Gläser noch genau zwei kleine Schüsseln Suppe übrig, die wir direkt zum Abendbrot essen konnten. Dabei fiel mir auf, dass ich komplett das Würzen und Abschmecken vergessen hatte. Es hätte etwas Salz vertragen können, war aber auch so sehr gut. Nachsalzen geht immer ☺️
Am übernächsten Tag wiederholte ich dann die Prozedur im Ofen. Natürlich dauerte es diesmal noch viel länger, bis es anfing zu blubbern und ich auf 150 Grad reduzieren konnte. Die Klammern der Weckgläser ließ ich drauf, weil ich vermutete, dass sich überall der Unterdruck wieder lösen würde und sich danach neu bilden müsse. Bei den Weckgläsern sieht man das ja nicht so gut, bei den Schraubgläsern umso besser: da hatten sich alle Deckel wieder nach oben gewölbt. Leider zogen sich danach nur drei von fünf wieder nach innen und bildeten den Unterdruck, sodass zwei Gläser undicht waren. Bei den Weckgläsern waren alle dicht.
Die zwei offenen Gläser machten wir am nächsten Tag zum Mittag warm. Wie erhofft: alles durch, aber nicht zerkocht oder bröselig, genau richtig! ☺️ Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis!